Die während der NASA-Mission InSight gewonnenen Daten ermöglichten es Wissenschaftlern, ins Innere des Mars zu schauen und die Vorstellung von der Struktur des Roten Planeten erheblich zu verändern. Es stellte sich heraus, dass sich die Anatomie des Mars von der Struktur der Erde unterscheidet, obwohl beide Planeten aus derselben protoplanetaren Scheibe gebildet wurden.
Forschende der Höheren Technischen Hochschule Zürich ETH Zürich haben letzte Woche drei wissenschaftliche Artikel zum Aufbau des Mars in der Wissenschaft veröffentlicht. Sie alle verwendeten seismische Daten des Mars-Landers InSight von Anfang 2019 bis heute. Interessanterweise hat das Team der ETH Zürich für dieses Projekt eine Elektronik und ein System zum Sammeln von Daten eines Sensors der geologischen Aktivität des Mars entwickelt, sodass die Wissenschaftler dieses Instituts das Recht haben, die erhaltenen Informationen als erste zu studieren.
InSight-Sensoren können beide Arten von seismischen Wellen erkennen - Kompressions- und Scherwellen. Solche Wellen entstehen im Körper des Planeten während Marsbeben. InSight-Sensoren sind in der Lage, Informationen über Schwingungen mit einer so kleinen Amplitude zu sammeln, die eine Person einfach nicht fühlen würde.
Die Forscher fanden heraus, dass die Dicke der Marskruste an der Landestelle der Sonde (in der Nähe des Mars-Äquators) zwischen 15 und 47 Kilometer beträgt. Eine so dünne Kruste sollte einen relativ hohen Anteil an radioaktiven Elementen enthalten, was bisherige Modelle der chemischen Zusammensetzung der Marskruste in Frage stellt. Unter der Kruste liegt ein Mantel mit einer Lithosphäre, die sich als doppelt so tief herausstellte wie auf der Erde - bis zu 400-600 km tief. Dies deutet darauf hin, dass es auf dem Mars nur eine tektonische Platte gibt, während es auf der Erde sieben große gibt, die sich ständig bewegen.
Auch der Kern des Mars überraschte. Laut seismischen Daten hat er einen Radius von rund 1.840 Kilometern, das sind 200 Kilometer mehr als der der Erde. Die Verfeinerung des Durchmessers des Kerns ermöglichte es, seine Dichte neu zu berechnen, die sich als viel geringer als die der Erde herausstellte. Das bedeutet, dass der Kern des Mars neben Eisen und Nickel einen großen Anteil der leichteren Elemente wie Schwefel, Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff enthält, die einen unerwartet hohen Anteil ausmachen.
Das Studium der Anatomie des Mars und neue Entdeckungen in diesem Bereich ermöglichen es, nicht nur die Entstehung und Entwicklung des Roten Planeten über Jahrmilliarden zu verstehen, sondern auch die Geheimnisse der Evolution unseres gesamten Systems zu lüften. Die InSight-Sonde wird noch etwa ein Jahr lang Daten sammeln, um die Geologie des Mars besser zu verstehen. Dann erzeugen die Sonnenkollektoren der Sonde nicht mehr genug Energie für ihre Funktion, aber in der verbleibenden Zeit erhalten Wissenschaftler viele wertvolle wissenschaftliche Informationen.
2021-07-24 16:29:31
Autor: Vitalii Babkin